Post by Jimmy Kowalsky on May 27, 2005 4:00:01 GMT -5
Ok des isch a Text, den honi af www.geco.in gfunden. lesen und genießen...
verletzter nationalstolz
eingeklemmt zwischen schroffen bergrücken am fuße mythischer alpentäler, zerfurcht von unausgelasteten bahnlinien und überrannten autobahnen, staatstraßen und schlecht beschneiten skipisten, am vermeintlichen nabel der welt und gleichzeitig luftdicht abgeschnürt meilenweit von jedem beliebigen kulturellen zentrum auf diesem kontinent entfernt liegt südtirol, träge im feinripp der zuversicht und des konsequent betriebenen keynesianismus, stur selbst überzeugt ausgerechnet etwas besseres zu sein wegen seiner geschichte und vor allem wegen seiner geographischen lage eingebilded zweischen nord und süd - beides kein verdienst weil nicht selber verschuldet sondern vom zufall zugespielt und nicht die besten karten gezogen, man lese oben nach. dort geboren zu sein wo man geboren ist keine kunst, eher absurde fatalität, unauslöschbarer makel auf lebenszeit. wie kann man stolz sein südtiroler zu sein - ein volk dessen zeitgenössische literaten namen tragen die besser in den abspann eines 50er jahre heimatfilm passen denn auf einen bücherrücken, dessen landestheater ausschließlich der publikumsgunst fröhnen und aus sicherheitsgründen in london wien und broadway längst abgesetzte musicals zeigen statt die bühnen mit anspruch zu bespielen. die nach eigenen angaben dreisprachige universität ist bekannt wegen ihrer gähnend leeren bibliotheksregal in exquitsitem edelhölzern, der rahmen ist da, heißt es, doch schwierig gestaltet es sich aus eigener kraft das hohle gerüst zu füllen. anreize in bozen zu studieren gibt es kaum, das brain-drain wird praktisch von der uni vor ort angekurbelt statt gestoppt. kunsthallen oder ernsthafte museen die nicht bloß touristenattraktion sind, gibt es keine, das einzige weiter bekannte exponat im lande ist eine verschrumpelte leiche - symptamoatisch. das kulinarium entspricht dem eines unterentwickelten bergvolkes. fett und schmalz, butter und milch in jedem teller, das fleisch ist fast immer rauchgetrocknet, übersalzen, kindisch überwürzt, kulinarische highlights sind eigentlich kreative versuche der resteverwertung, strudel und anspruchsvollere mehlspeiß’ stammen aus der habsburgersphäre, die weiter östlich greift. aufgrund nur relativer positionierung im süden (das prefix im namen ist trügerisch) ist der wein im besten fall von mäßiger qualität und kann mit den verhassten italienern nicht mithalten, mit den franzosen gar nicht die konkurrenz wagen. eher geistlich statt geistig -wenn überhaupt beieinflusst sind wir (oh es graust mit eigentlich vor der dritten person plural, pluralis majestatis wäre purer hohn, doch soweit habe ich mich noch nicht warmgeschrieben) also ausschließlich von der verflossenen kaufkraft der ehemals mit der harten mark ausgestatteten deutschen touristen, die unser (sic!) land doch so schön finden und meistens irgendwie konsequent wegschauen solange es wieselburger gibt. ich glaube die südtirolphilie der deutschen beruht auf ein missverständnis: sie halten das land für ein italienisch angehauchtes bayern - einer annahme wozu die viele bierwerbung an den gasthauswänden und den blauweißkarierten fähnlein überall hinter tresen oder pudel natürlich geradezu herausfordert. wer hat sich nicht schon einmal dabei ertappt in so einem etablissement eine “weißurscht” zu seinem “hefe” zu bestellen? kaiserschmarrn und frittatensuppe gibt’s nur mehr auf für die wenigsten zu erreichende berghütten, also sicher weggesperrt, idolatrien, cutural icons für feindenker wie ein berühmter bergsteiger und buchautor der aus “unserem schönen land” stammt und wie die meisten bewohner ein problem mit der deutschen grammatik hat, und so manche skurrile genusverschiebungen wagt, namentlich von feminin zu maskulin bei kabeln und butter. der aufmerksame leser wird von seinem geschichteunterricht an der vom land geführten handelsschule und tourismushochschule wissen daß es sich dabei nicht um luis trenker handelt, auch wenn auch dieser in betracht käme, streng genommen. daß sich besagter bzw ungenannter bergsteiger naturgemäß mit politik beschäftigt nutze ich diesen umstand etwas plump um jetzt ein paar worte über die politik im lande zu verlieren - aber nur ganz wenige, pluralität ist da eh fehl am platze. politische entscheidungen sind immer kuhhandel, der stammtisch und die bauernmentalität beherrschen die politik - bauernstimmen sind wahlentscheidend immer noch. und die bauern tun emanzipiert und halten am status quo fest, klammern sich wie überholte affen an unfruchtbaren bergrücken, sitzen zwischen grauvieh und betreiben nebenher zwei-sterne pensionen, manchmal mit hallenbad, die sie nach einem landesfinanzierten ausbau zu hotels erklären, besaufen sich in den vor sich hinmodernden weinkellern wo das gärgas durch fahlen von nafta-dampf ersetzt ist welcher die letzen hirnwindungen wegputz bevor das tannin im eigenbau zum zug kommt. baut man als großbauer auf 8ha auschließlich äpfel in monokultur an, muss man den wein freilich kaufen. dank hagelversicherung oder wie regenschirme aufgespannte hagelnetze die hohe erträge und verschrumpelte, ohne spritzmittel nicht überlebensfähige bäumchen schützen - könnte man sich eigentlich weintechnisch qualität leisten, bezieht aber seinen fusel beim nachbarn, weil man es nicht besser weiß und es immer schon so gehalten hat. in den garagen der schmucken bauernhäuser wird getrunken und am traktorsprit gerochen bis man angenehm besudelt freundlich entschlummert. viehzüchter erhängen sich zwischen ihren tieren und deren exkrementen. die jugend graust sich vor alles und jedem, flüchtet sich in den alkohol oder in den unorganisiert betriebenen motorisierten rennsport,. also ist der vw golf gti das meistverkaufte auto. wer noch nicht 18 ist tut so als sei er gleichwertig motorisiert und ersteht einen gebrauchten ape und frisiert ihn zur rennmaschine. und naturgemäß fährt sich alles am besten im betrunkenen zustand. das drückt die selbstmordrate. bauernzoch also überall, wein äpfel und grauvieh, hieh und da ein träger haflinger, ein steyr traktor und golf vor dem erbhof, dazu fuchsschwanz ist nicht so beliebt, dafür handy und kuba libre, manchmal auch vodka red bull. und wenn alle besoffen sind, sonntag morgens, marschieren die schützen auf, heimatschützer mit säbel und schreckschusskarabiner, faschistoides memento daß wir (ja, wir!) doch etwas besseres sind als alle anderen, namentlich die walschen und überhaupt alle anderen! schwingen ihre säbel in barocken kirchen, ersetzen den sensenmann in kulturdingen, tragen militärische ränge so stilvoll wie heiligenbildnisse und banner bei der herzjesuprozession, allesamt den bauernhut tief in die hohle stirn gezogen, die fahlen händchen der maketenderinnen bar jeder erotik vor dem verschränkten busen verschnürt, rechts, links, amen! dazu spielt die bürgekapelle etwas von den kastelruther spatzen um weltoffenheit zu demonstrieren. und als sei’s das ereignis schlechthin gewesen, berichtet naturgemäß mit suggestiven bildern und besonders deutschen texten die auflagenstärkste tageszeitung tags drauf drüber, am freitag drauf gibts dann zur indoktrination noch das fernsehprogramm dazu. naturgemäß kann man sich das tagblatt auch in den urlaub nachschicken lassen, nach rimini, lignano sabbiadoro oder riccione, ganz nach wahl. wer’s exotischer haben will fährt auf leserreise nach samarkand oder südspanien, immer schon kompakt in der aseptischen volksgruppe, überzeugte minderheit immer und überall, und von der richtigen welt duch der deutschen sprache mächtigen fremdenführern und dolmetschern, die den reisenden damit schon einiges voraus haben, abgeschirmt. während in den schulen andreas hofer und die zeit des faschismus gepaukt werden, streitet sich die politik und die leserbriefschreiber ob man doch dem verlorenen vaterland treu “der paradeis” oder doch lieber verständlciher für unsere werte gäste “die tomate” sagen soll oder ob man die existenz dieser frucht doch einfach stur leugnen soll, stammt sie doch aus dem italienischen süden oder wie die schweinderlnd leider unsaftig aus flämischen treibhäusern. ich für meinen teil habe mich für die sprachliche emigration entschieden und schreibe abschließend: dieses land mit allem drum und dran, so wie es momentan ist, zipft mich an! mein nationalstolz ist verletzt.
Es gilt natürlich immer: I like talking to a brick wall - it's the only thing in the world that does not contradict me. (Oscar Wilde)
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verletzter nationalstolz
eingeklemmt zwischen schroffen bergrücken am fuße mythischer alpentäler, zerfurcht von unausgelasteten bahnlinien und überrannten autobahnen, staatstraßen und schlecht beschneiten skipisten, am vermeintlichen nabel der welt und gleichzeitig luftdicht abgeschnürt meilenweit von jedem beliebigen kulturellen zentrum auf diesem kontinent entfernt liegt südtirol, träge im feinripp der zuversicht und des konsequent betriebenen keynesianismus, stur selbst überzeugt ausgerechnet etwas besseres zu sein wegen seiner geschichte und vor allem wegen seiner geographischen lage eingebilded zweischen nord und süd - beides kein verdienst weil nicht selber verschuldet sondern vom zufall zugespielt und nicht die besten karten gezogen, man lese oben nach. dort geboren zu sein wo man geboren ist keine kunst, eher absurde fatalität, unauslöschbarer makel auf lebenszeit. wie kann man stolz sein südtiroler zu sein - ein volk dessen zeitgenössische literaten namen tragen die besser in den abspann eines 50er jahre heimatfilm passen denn auf einen bücherrücken, dessen landestheater ausschließlich der publikumsgunst fröhnen und aus sicherheitsgründen in london wien und broadway längst abgesetzte musicals zeigen statt die bühnen mit anspruch zu bespielen. die nach eigenen angaben dreisprachige universität ist bekannt wegen ihrer gähnend leeren bibliotheksregal in exquitsitem edelhölzern, der rahmen ist da, heißt es, doch schwierig gestaltet es sich aus eigener kraft das hohle gerüst zu füllen. anreize in bozen zu studieren gibt es kaum, das brain-drain wird praktisch von der uni vor ort angekurbelt statt gestoppt. kunsthallen oder ernsthafte museen die nicht bloß touristenattraktion sind, gibt es keine, das einzige weiter bekannte exponat im lande ist eine verschrumpelte leiche - symptamoatisch. das kulinarium entspricht dem eines unterentwickelten bergvolkes. fett und schmalz, butter und milch in jedem teller, das fleisch ist fast immer rauchgetrocknet, übersalzen, kindisch überwürzt, kulinarische highlights sind eigentlich kreative versuche der resteverwertung, strudel und anspruchsvollere mehlspeiß’ stammen aus der habsburgersphäre, die weiter östlich greift. aufgrund nur relativer positionierung im süden (das prefix im namen ist trügerisch) ist der wein im besten fall von mäßiger qualität und kann mit den verhassten italienern nicht mithalten, mit den franzosen gar nicht die konkurrenz wagen. eher geistlich statt geistig -wenn überhaupt beieinflusst sind wir (oh es graust mit eigentlich vor der dritten person plural, pluralis majestatis wäre purer hohn, doch soweit habe ich mich noch nicht warmgeschrieben) also ausschließlich von der verflossenen kaufkraft der ehemals mit der harten mark ausgestatteten deutschen touristen, die unser (sic!) land doch so schön finden und meistens irgendwie konsequent wegschauen solange es wieselburger gibt. ich glaube die südtirolphilie der deutschen beruht auf ein missverständnis: sie halten das land für ein italienisch angehauchtes bayern - einer annahme wozu die viele bierwerbung an den gasthauswänden und den blauweißkarierten fähnlein überall hinter tresen oder pudel natürlich geradezu herausfordert. wer hat sich nicht schon einmal dabei ertappt in so einem etablissement eine “weißurscht” zu seinem “hefe” zu bestellen? kaiserschmarrn und frittatensuppe gibt’s nur mehr auf für die wenigsten zu erreichende berghütten, also sicher weggesperrt, idolatrien, cutural icons für feindenker wie ein berühmter bergsteiger und buchautor der aus “unserem schönen land” stammt und wie die meisten bewohner ein problem mit der deutschen grammatik hat, und so manche skurrile genusverschiebungen wagt, namentlich von feminin zu maskulin bei kabeln und butter. der aufmerksame leser wird von seinem geschichteunterricht an der vom land geführten handelsschule und tourismushochschule wissen daß es sich dabei nicht um luis trenker handelt, auch wenn auch dieser in betracht käme, streng genommen. daß sich besagter bzw ungenannter bergsteiger naturgemäß mit politik beschäftigt nutze ich diesen umstand etwas plump um jetzt ein paar worte über die politik im lande zu verlieren - aber nur ganz wenige, pluralität ist da eh fehl am platze. politische entscheidungen sind immer kuhhandel, der stammtisch und die bauernmentalität beherrschen die politik - bauernstimmen sind wahlentscheidend immer noch. und die bauern tun emanzipiert und halten am status quo fest, klammern sich wie überholte affen an unfruchtbaren bergrücken, sitzen zwischen grauvieh und betreiben nebenher zwei-sterne pensionen, manchmal mit hallenbad, die sie nach einem landesfinanzierten ausbau zu hotels erklären, besaufen sich in den vor sich hinmodernden weinkellern wo das gärgas durch fahlen von nafta-dampf ersetzt ist welcher die letzen hirnwindungen wegputz bevor das tannin im eigenbau zum zug kommt. baut man als großbauer auf 8ha auschließlich äpfel in monokultur an, muss man den wein freilich kaufen. dank hagelversicherung oder wie regenschirme aufgespannte hagelnetze die hohe erträge und verschrumpelte, ohne spritzmittel nicht überlebensfähige bäumchen schützen - könnte man sich eigentlich weintechnisch qualität leisten, bezieht aber seinen fusel beim nachbarn, weil man es nicht besser weiß und es immer schon so gehalten hat. in den garagen der schmucken bauernhäuser wird getrunken und am traktorsprit gerochen bis man angenehm besudelt freundlich entschlummert. viehzüchter erhängen sich zwischen ihren tieren und deren exkrementen. die jugend graust sich vor alles und jedem, flüchtet sich in den alkohol oder in den unorganisiert betriebenen motorisierten rennsport,. also ist der vw golf gti das meistverkaufte auto. wer noch nicht 18 ist tut so als sei er gleichwertig motorisiert und ersteht einen gebrauchten ape und frisiert ihn zur rennmaschine. und naturgemäß fährt sich alles am besten im betrunkenen zustand. das drückt die selbstmordrate. bauernzoch also überall, wein äpfel und grauvieh, hieh und da ein träger haflinger, ein steyr traktor und golf vor dem erbhof, dazu fuchsschwanz ist nicht so beliebt, dafür handy und kuba libre, manchmal auch vodka red bull. und wenn alle besoffen sind, sonntag morgens, marschieren die schützen auf, heimatschützer mit säbel und schreckschusskarabiner, faschistoides memento daß wir (ja, wir!) doch etwas besseres sind als alle anderen, namentlich die walschen und überhaupt alle anderen! schwingen ihre säbel in barocken kirchen, ersetzen den sensenmann in kulturdingen, tragen militärische ränge so stilvoll wie heiligenbildnisse und banner bei der herzjesuprozession, allesamt den bauernhut tief in die hohle stirn gezogen, die fahlen händchen der maketenderinnen bar jeder erotik vor dem verschränkten busen verschnürt, rechts, links, amen! dazu spielt die bürgekapelle etwas von den kastelruther spatzen um weltoffenheit zu demonstrieren. und als sei’s das ereignis schlechthin gewesen, berichtet naturgemäß mit suggestiven bildern und besonders deutschen texten die auflagenstärkste tageszeitung tags drauf drüber, am freitag drauf gibts dann zur indoktrination noch das fernsehprogramm dazu. naturgemäß kann man sich das tagblatt auch in den urlaub nachschicken lassen, nach rimini, lignano sabbiadoro oder riccione, ganz nach wahl. wer’s exotischer haben will fährt auf leserreise nach samarkand oder südspanien, immer schon kompakt in der aseptischen volksgruppe, überzeugte minderheit immer und überall, und von der richtigen welt duch der deutschen sprache mächtigen fremdenführern und dolmetschern, die den reisenden damit schon einiges voraus haben, abgeschirmt. während in den schulen andreas hofer und die zeit des faschismus gepaukt werden, streitet sich die politik und die leserbriefschreiber ob man doch dem verlorenen vaterland treu “der paradeis” oder doch lieber verständlciher für unsere werte gäste “die tomate” sagen soll oder ob man die existenz dieser frucht doch einfach stur leugnen soll, stammt sie doch aus dem italienischen süden oder wie die schweinderlnd leider unsaftig aus flämischen treibhäusern. ich für meinen teil habe mich für die sprachliche emigration entschieden und schreibe abschließend: dieses land mit allem drum und dran, so wie es momentan ist, zipft mich an! mein nationalstolz ist verletzt.
Es gilt natürlich immer: I like talking to a brick wall - it's the only thing in the world that does not contradict me. (Oscar Wilde)
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